Fahrerlos bis ans Ziel


Jeder, der ein Auto fahren will, muss einen Führerschein machen, zumindest wenn er auf öffentlicher Straße fahren will. Das ist seit 1888 der Fall. Damals stellte das Großherzoglich Badische Bezirksamt Mannheim am 1.August einen Führerschein an Carl Benz aus, der - wie wir ja inzwischen wissen - der Erfinder des Automobils war. Um einen Führerschein erwerben zu können, muss man eine Fahrschule besuchen und bestimmte Theorie- und Praxisstunden absolvieren, ebenso eine theoretische und eine praktische Prüfung durchlaufen. Hat man die beiden Prüfungen bestanden und genügend Fahrstunden "erfahren", bekommt man seinen Führerschein. Damit darf man dann am Straßenverkehr teilnehmen. 

Bis heute ist das die gängige Praxis. Doch in Zeiten, wo immer mehr Autos alles selber machen, stellt sich doch die berechtigte Frage, ob man einen Führerschein bald noch brauchen wird. Denn irgendwann (in 5-10 Jahren, wenn es nach Experten und Herstellern geht) fahren die Autos auf Knopfdruck ganz alleine und in weiteren 5 - 10 Jahren dann völlig autonom, also ohne das der Fahrer noch eingreifen kann. Das Ganze hat was von Science-Fiction, doch es wird Realität werden.

Dabei hat das autonome Fahren bereits viel früher begonnen, als vielleicht mancher denken mag. Mit der Erfindung des Automatikgetriebes (1939 von Oldsmobile), wird dem Fahrer das Schalten abgenommen. Dann gab es die Erfindung der Servolenkung. Musste man vorher komplett selber lenken, unterstützte nun ein Elektromotor das Lenken. Damit wurde diese Arbeit stark vereinfacht. Um das vorzustellen, eine kurze Erklärung über die Vorgehensweise einer Fahrzeuglenkung: Früher war das Lenkgetriebe direkt mit den Vorderrädern verbunden. Deswegen musste man enorm Kraft aufwenden zum Lenken, spürbar war das vor allem im Stand. Mit dem Elektromotor war das Geschichte: Denn der Motor greift beim Lenken mit ein und unterstützt so den Fahrer. Als nächstes kann man auch den Einsatz von Licht- und Regensensor dazu zählen. Alles kleine Dinge, doch in der Summe der Eigenschaften unterstützen sie den Fahrer bzw. nehmen ihm sogar die Arbeit ab. Diese Kombination bildet die Basis für das autonome Fahren. 


Die Einführung der Assistenzsysteme bildet die weitere Basis für das autonome Fahren. Dazu gehören z.B. ein Spurhalteassistent, ein adaptiver Tempomat oder ein Toter-Winkel Warner. Der Spurhalteassistent hält automatisch die Spur, indem es in die Lenkung eingreift (mithilfe des bereits erwähnten Elektromotors), der adaptive Tempomat hält den Abstand zum Vordermann ein und reduziert die Geschwindigkeit, wenn dieser langsamer fährt. Der Totwinkelassistent überwacht den rückwärtigen Verkehr, den man im Außenspiegel oder beim Schulterblick nicht unbedingt sehen kann. Das Ganze hat man früher noch selbst erledigt, jetzt lässt man es vom Auto machen. Dabei wird ein entscheidender Punkt übersehen: Die Assistenzsysteme unterstützen den Fahrer bloß, sie nehmen ihm aber nicht die Arbeit komplett ab. Denn vor einem Systemausfall ist die die Technik nicht geschützt. 

Das führt uns unweigerlich zu einem weiteren Punkt: Die Level 1-5 des autonomen Fahrens. Doch was verbirgt sich dahinter? Es beschreibt die einzelnen Stufen vom Fahren mit Fahrer bis hin zum Fahren ohne Fahrer. Level 1 ist dabei die heute gängige Basis. Das Auto unterstützt den Fahrer und kann kurzzeitig für wenige Sekunden alleine die Kontrolle übernehmen, allerdings muss der Fahrer immer einschreiten können. Level 2 ist für uns die aktuelle Ausbaustufe. Autos können für eine bestimmte Zeit selbstständig fahren, dem Vordermann folgen oder im Stau für uns arbeiten. Der Fahrer bleibt aber auch hier immer Herr der Lage. Level 3 ist dagegen noch Zukunftsmusik. Der Ende diesen Jahres erscheinende Audi A8 kann Level 3, allerdings braucht es dazu noch eine Gesetzesänderung. Level 3 bedeutet, in bestimmten Situationen kann das Auto komplett autonom fahren, der Fahrer braucht sich nicht mehr auf den Verkehr zu konzentrieren. Sobald das Auto ihn aber auffordert zu übernehmen, tritt automatisch wieder Level 2 in Kraft. Bei Level 4 kann das Fahrzeug eigentlich alles selber machen und der Fahrer kann einschreiten, wenn er selber fahren will, sonst nicht. Und bei Level 5 gibt es keine Möglichkeit ins Fahrgeschehen einzugreifen, dann übernimmt der Autopilot selber die Kontrolle. Es gibt dann auch kein Lenkrad und keine Pedalerie mehr. Ein weiterer Unterschied zwischen Level 1+2 und 3-5 ist, dass bei den letzten 3 Stufen ein Sensorausfall nicht zum Abschalten des Systems führen darf und damit der Fahrer wieder komplett selber fahren muss. 


Die wichtigste Frage ist nun: Sind wir Autofahrer dazu bereit, das Steuer aus der Hand zu nehmen und uns "fahren" zu lassen? Die Frage richtet sich - glaube ich - nach dem Alter der Menschen. Wer seinen Führerschein bis heute gemacht hat, wird ja noch nach der alten Methode unterrichtet. Diese Methode lehrt uns, immer die Hände am Steuer zu haben und den Verkehr immer im Blick zu behalten. Doch genau das wird ja in Zukunft (davon gehen wir Stand jetzt mal von aus) nicht mehr nötig sein. Die Umstellung besteht darin, das Ganze schrittweise umzustellen. Doch gerade ältere Menschen, die so was schon über mehrere Jahre machen und die neue Art des Autofahrens noch kennen lernen können, werden damit ihre Probleme haben. Auch vielleicht welche, die gerade ihren Führerschein gemacht haben. Ich glaube die Fahrschulen müssen sich schrittweise umstellen und den Fahrschülern/innen auch moderne Assistenzsysteme näher bringen und in den Fahrstunden beibringen. Es gibt sogar schon eine Fahrschule die (optional) neben den regulären Fahrstunden, Fahrten in einem selbstfahrenden Auto - in diesem Fall ein Tesla - durchführt. Es ist der richtige Schritt und in ein paar Jahren sucht man nicht mehr nur nach der Fahrschule mit dem günstigsten Preis, sondern auch nach der Möglichkeit, das autonome Fahren "erleben" zu können.

Eines ist aber auch sicher: Die Autos könnten rein theoretisch schon alleine fahren. Aber es muss noch viel mehr darin investiert werden, dass das Auto seine Umgebung genau kennt und das sämtliche verkehrstechnische Anlagen z.B. Ampeln, mit den Fahrzeugen kommunizieren (Car2X Communication*) können. Ein Zwischenschritt ist da definitiv die Kommunikation zwischen den Fahrzeugen. Dies nennt sich dann Car2Car Communication*. Auch auch das Kartenmaterial muss auf den Zentimeter genau erstellt werden, denn schon kleinste Fehler können zu schweren Unfällen führen.

 

Fazit: So schön verlockend und aufregend das autonome Fahren auch klingt: Es wird noch ein langer und kostspieliger Weg werden, diese Technik massentauglich zu machen. Wichtig ist aber auch, dass die Technik schrittweise kommt, denn nur so ist die Umstellung auch für jeden Autofahrer einfach.

 

(Begriffe, die mit einem * markiert sind, werden demnächst im Technik-Blog erklärt)

 

Und das nächste Mal geht es um einen Vergleich zwischen teuer und günstig und der spannenden Frage: Wie viel Luxus muss im Auto wirklich sein? Es lohnt sich also zu warten.

Quellenangaben:

Die Informationen habe ich aus verschiedenen Quellen. Diese lege ich hier natürlich offen:

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