Selber schalten oder schalten lassen?

 

Der (inzwischen alte) Werbespruch von Ikea lautete: "Wohnst du noch oder lebst du schon?" Bezogen auf die Getriebearten im Fahrzeugbau könnte man diesen umwandeln in: "Schaltest du noch oder lässt du schalten". Seit Jahren ist die Automatik auf dem Vormarsch, hat in hochpreisigen Fahrzeugen längst das Schaltgetriebe ersetzt und inzwischen gibt es haufenweise Varianten mit unterschiedlichen Anzahl der Gänge. Egal ob CVT, Doppelkupplungsgetriebe oder Wandlergetriebe, egal ob 5, 6, 7 ,8 ,9, 10 oder nur ein 1 Gänge/Gang: Die Auswahl ist quasi unendlich und doch in einigen Fällen vom Fahrzeug und von der Motorisierung abhängig. 

Ein gutes Beispiel dafür bietet z.B. Volkswagen. Sie sind bekannt für ihr Doppelkupplungsgetriebe (DSG). Es hat einen nennenswerten Vorteil: Schalten ohne Zugkraftunterbrechung. Das Geheimnis liegt in der Bauweise: Zwei Kupplungen verwalten die Gänge. Die eine Kupplung ist für die ungeraden Gänge und eine Kupplung für die geraden Gänge zuständig. Beim Beschleunigen wird der der jeweils nächste Gang schon vorgewählt, sodass ein gleichmäßiges Beschleunigen möglich ist. Allerdings hat dieses Konzept auch Nachteile: Bei Fahrzeugen mit Start-Stopp Systemen, kommt das Fahrzeug oftmals nicht "in die Gänge" und wer mal voll aufs Gas tretet (unabhängig vom Dasein eines Start-Stopp Systems), erlebt eine Zurückschaltorgie. Je nach Abstimmung wird dann entweder sanfter oder hektischer zurückgeschaltet und dementsprechend wird es dann auch ziemlich laut im Auto.

Doch zurück zu Volkswagen und warum die ein gutes Beispiel für die große Auswahl von Automatikgetrieben sind. Es gibt/gab drei verschiedene Getriebearten: Ein 7-Gang DSG, ein 6-Gang DSG und ein 8-Stufen Automatikgetriebe. Das 7-Gang DSG kam früher bei Fahrzeugen mit Leistungswerten unter 180 PS bzw. 380 Nm zum Einsatz. Heute wird es durch das 7-Gang DSG komplett ersetzt. Nur die GTE-Fahrzeuge nutzen noch ein 6-Gang DSG. Bei dem VW Amarok und dem VW Touareg setzt VW ein 8-Stufen Automatik ein. Einfacher haben es Kunden bei BMW: Die setzen fast nur ein 8-Gang Automatikgetriebe ein. Dies schaltet besonders effizient und kommt auch mit Start-Stopp Systemen bestens klar. Hinzu kommt, das ein klassisches Automatikgetriebe auch bei hektischer Fahrweise nicht die "Ruhe" verliert. Allerdings kommt durch den Einsatz eines Drehmomentwandlers ein kleines Leistungsdefizit zutage, welches allerdings heutzutage kein Problem mehr darstellt. Für besonders sportliche Fahrzeuge, kommt ein Doppelkupplungsgetriebe allerdings eher wieder in Frage, weil es höhere Drehzahlen vertragen kann. 


Elektroautos bilden eine Ausnahme: Sie sind nur mit einem 1-Gang Getriebe erhältlich. Es handelt sich dabei allerdings nicht um ein klassisches Getriebe, sondern viel eher um eine Übersetzung. Der eine Gang dient dazu, die Kraft des E-Motors zu verwalten und um diese auf die Straße zu bringen. Ansonsten würde ein Elektroauto gar nicht in Fahrt kommen. Das führt auch dazu, dass E-Autos beim Beschleunigen erst mal ziemlich schnell sind, die Kraft dann aber bei höheren Geschwindigkeiten spürbar nachlässt. Da die Elektromotoren schon bei Leerlaufdrehzahl ihr maximales Drehmoment erreichen, macht es keinen Sinn, mehr Gänge einzubauen.

Bei Plug-in Hybrid Fahrzeugen (siehe dazu diesen Blog) gibt es unterschiedlichen Ansätze. Der Mitsubishi Plug-in Hybrid Outlander hat beispielsweise ein 1-Gang Getriebe an Bord, während der Hyundai IONIQ z.B. ein 6-Gang Doppelkupplungsgetriebe besitzt. 

Eine ganz anderer Ansatz ist das CVT-Getriebe. CVT ist die Abkürzung für Continuously Variable Transmission (stufenloses Getriebe). Es wird meistens bei japanischen Fahrzeugen verbaut. Ein CVT-Getriebe hat keine Gänge, sondern ist quasi auch ein 1-Gang Getriebe. Allerdings regelt es die Motorleistung anders. Wer bei einem Fahrzeug mit CVT einen Kickdown durchführt, erlebt den berühmt-berüchtigten "Gummiband-Effekt". Die Geschwindigkeit nimmt zu, der Motor wird allerdings unangenehm laut. Das liegt daran, dass ein CVT-Getriebe beim Gasgeben immer die Drehzahl bei der maximalen Leistung hält und nicht da, wo das maximale Drehmoment ist. Hält man die Geschwindigkeit, sorgt das CVT-Getriebe für ein möglichst geringes Drehzahlniveau. Das spart dann Sprit. Es gibt auch CVT-Getriebe mit programmierten Gängen, wo man mittels Wählhebel oder Schaltwippen selber schalten kann. Beim Gasgeben, ist es dann aber meistens eh wieder ein handelsübliches CVT-Getriebe.

Nachteil an jeder Art von Automatik: Der Aufpreis. Bei Motoren, wo man zwischen Schaltgetriebe und Automatik wählen kann, zahlt man meistens drauf und das je nach Hersteller mal mehr, mal weniger. 


Was spricht eigentlich für das Schaltgetriebe? Denn schließlich kann man auch mit einem Automatikgetriebe selber schalten, entweder mit Schaltwippen am Lenkrad oder am Gangwahlhebel selbst. Es ist letzlich eine Geschmacksfrage. Und vielleicht auch eine Sache der persönlichen Einstellung. Wer seit seinem ersten "Autofahrer-Lebensjahr" (das war früher noch mit 21) nur Schaltung gefahren ist, wird heute nicht mehr auf ein Automatik-Fahrzeug umsteigen, es sei denn, es liegen z.B. gesundheitliche Probleme vor. Und auch das Schaltgetriebe hat in den letzten Jahren einiges erlebt. Hatten Autos früher z.B. nur 3 Gänge, sind es heutzutage schon mal 7 Gänge (Porsche 911 oder Chervolet Corvette). Am gängigsten sind heutzutage 5- und 6-Gang Getriebe. 

In den meisten Autos sind auch Schaltempfehlungsanzeigen eingebaut, die einem anzeigen, wann man schalten sollte. Allerdings haben sie das Problem, dass sie eher auf maximale Spritspar-Ersparnis ausgelegt sind, als auf schnelles Beschleunigen. Hier zählt dann eher das persönliche Gefühl, wann man am ehesten schalten sollte. 

Ein Vorteil haben Fahrzeuge mit Schaltgetriebe, wobei dieser Vorteil auch nur für Menschen interessant ist, die mit ihrem Fahrzeug mehr als 100.000 km zurücklegen (nicht pro Jahr sondern insgesamt). Denn ein Automatikgetriebe braucht nach 100.000 - 160.000 km (+/- 20.000 km) ein Getriebeölwechsel. Und das kostet natürlich wieder extra. Bei einem Schaltgetriebe ist so was nicht notwendig.

 

Fazit: Ob man lieber Automatik oder Schaltgetriebe im Auto haben will, hängt letztlich von einem selbst ab. Viele kaufen ein Automatikgetriebe aus Komfortgründen, andere, weil sie vielleicht ein Auto haben wollen, welches nur mit Automatik angeboten wird und wieder andere, weil sie vielleicht mit einer Kupplung nicht umgehen können. Aufpassen sollte man allerdings schon, denn viele Hersteller verbauen unterschiedliche Getriebearten. Hier lohnt sich immer ein Blick auf die technischen Daten. 

 

Und ich persönlich fahre beide Getriebearten gerne. Automatik generell bevorzugen würde ich ganz klar in der Stadt, auf dem Land bevorzuge ich dann eher das klassische Schaltgetriebe. 

 

Und nächstes Mal beschäftige ich mich mit der Frage der Mobilität in 10, 50 und 100 Jahren. Es lohnt sich also zu warten!

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